„Die Burgen von Burgund“ ist wohl DAS Stefan-Feld-Spiel schlechthin. Kann man das noch besser machen? Vielleicht. Auf jeden Fall aber einfacher, wie der Autor in „The Castles of Tuscany“ (alea) nun selbst bewiesen hat. Grundlegende Strukturen hat er von Frankreich mit in die Toskana genommen – und lässt uns dort mit aller Leichtigkeit die Landschaften rund um Kastelle gestalten. Fluffig!
The Castles of Tuscany mit Wohlfühlgewicht
Stefan Feld hat die Komplexität so weit heruntergeschraubt, dass sich „The Castles of Tuscany“ als Kennerspiel an der Grenze zum Familienspiel entpuppt. Eine Schlankheitskur, an dessen Ende ein Wohlfühlgewicht steht. Auch hier puzzeln wir unsere Region mit farblich passenden sechseckigen Landschaftsplättchen voll. Mit Dörfern, Klöstern, Steinbrüchen und anderen. Ebenfalls wie bei „Bubu“: Jede Art von Plättchen löst direkt eine spezifische Aktion aus. Fuhrwerke bringen hier Erträge, Kastelle ein kostenloses Extra-Plättchen und Städte ein Bonuskärtchen.
Was es nicht gibt, das sind Würfel. Sind solche in „Die Burgen von Burgund“ essentiell für die Auswahl und das Platzieren der Plättchen, kommen in der Toskana andere Mechanismen ins Spiel. Das Prinzip erklärt sich schnell: Ich wähle Landschaftsplättchen frei aus der Auslage, lagere sie zwischen und werfe zwei passende Karten ab, um ein Plättchen in meine Region zu legen. Fertig. Da ich pro Zug nur eine der drei möglichen Aktionen „Karten nachziehen“, „Plättchen nehmen“ und „Plättchen legen“ wählen darf, kommt Tempo ins Spiel.
Ausgehend vom Start-Kastell entwickele ich meine 30 Felder große Region. Ein Gebiet, das ich zu Beginn aus drei Tafeln individuell zusammenstelle. Um als Fürst dieser Region erfolgreich zu sein, muss ich bei „The Castles of Tuscany“ vor allem drei taktische Herausforderungen meistern beziehungsweise gegeneinander abwägen.
Die drei taktischen Herausforderungen
Erstens: Ich sollte meine Handkarten so effektiv wie nötig einsetzen. Zwei beliebige Karten ersetzen immer ein bestimmte, doch diese Jokerfunktion verbrennt auch eben Ressourcen. Da es kein Handkartenlimit gibt, könnte ich natürlich vorsorglich mein Reservoir zunächst ordentlich auffüllen. Aber …
Zweitens: Der Wertungsmechanismus verdreifacht alle im ersten Durchgang gewonnenen Punkte und verdoppelt immerhin noch die, welche in der zweiten Rutsche hinzukommen. Wer langsam in die Gänge kommt (Punkte gibt es vornehmlich für das Legen von Plättchen), muss später den Turbo zünden. Kann funktionieren, wenn …
Drittens: … die Bonuskärtchen clever eingesetzt werden. Diese verstärken Aktionen. So können etwa drei oder noch mehr Karten nachgezogen oder mehr als ein Plättchen zwischengelagert werden. Andere erhöhen die Erträge von Fuhrwerken oder heuern weitere Arbeiter an, die als Jokerkarte fungieren. Ein zusätzliches Bonuskärtchen gibt es zu Beginn und dann, wenn ein neues Stadtplättchen in die Region kommt. Die Bonuskärtchen früh zu erhalten, ist erstrebenswert. Die Auswahl dann sollte indes berücksichtigen, welche Aktionen überhaupt noch verstärkt werden können, weil entsprechende Landschaftsfelder noch frei sind. Gut ist es, dafür von Anfang an einen Masterplan zu haben.
Bei aller Leichtigkeit bietet „The Castles of Tuscany“ damit immer noch genügend Stellschrauben. Zumal die Zeitpunkte der drei Wertungen nicht von einer Rundenanzahl abhängen, sondern vom Bautempo des Schnellsten. Denn jeder verwaltet einen dreiteiligen Plättchennachschub, von dem die Auslage aufgefüllt wird. Die persönlichen Depots werden von links nach rechts geleert. Sobald jemand als Erster das linke, das mittlere oder das rechte Depot aufgebraucht hat, wird gewertet. Bedeutet: Die bis zu diesem Zeitpunkt erzielten Punkte werden so abgetragen, dass sich am Ende die oben erwähnten Multiplikatoren ergeben.
Seinen Reiz findet „The Castles of Tuscany“ in der Verknüpfung eines flotten Spielflusses mit der dauerhaften Spannung, ob Zufall und Gegner meinen Plan nicht durchkreuzen. Erhalte ich das gewünschte Landschaftsplättchen, um noch vor der nächsten Wertung die Punkte für ein großes abgeschlossene Gebiet abzugreifen? Kriege ich noch eines der limitierten Bonusplättchen? Schaffe ich es als Erster, als Felder einer Farbe zu belegen, um Extra-Punkte einzusammeln? Die Suche nach Antworten schenkt uns eine schöne Zeit in der Toskana und gute Unterhaltung.
The Castles of Tuscany
- alea
- Stefan Feld
- 2 bis 4 Spieler
- ab 10 Jahren
- 45 bis 60 Minuten
- Jahrgang 2020
- Spielanleitung
Meine Einschätzung: ★★★☆☆ (gut)
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