Große Tiere fressen kleinere Tiere. Nur: Wenn zu viele derselben Art gleichzeitig auf die Jagd gehen, dann kriegen sie beim Kartenspiel „Schnitzeljagd“ vom Autorenduo Brett J. Gilbert und Matthew Dunstan eben keine Schnitzel. Frei nach dem Motto: Wenn zwei sich streiten, freut sich der Dritte. Oder der Vierte oder Fünfte.
Bär, Wolf, Luchs, Eule und Maus – wir alle starten mit dem gleichen Set aus fünf Tieren. Beginnt die Jagd, entscheidet sich jeder geheim für eine Karte. Je kleiner das Tier, desto mehr Fressfeinde hat es. Der große Bär indes hat nichts zu befürchten. Nun decken wir alle unsere Karte auf und warten ab, was passiert.
Die Nahrungskette bei Schnitzeljagd
Nacheinander werden die Tiere entsprechend der Nahrungskette aufgerufen – und aufgedeckt. Haben mehrere von uns das gleiche Tier ausgewählt, geschieht nichts. Kommt jedoch ein Tier als einzelner Jäger daher, darf es fressen. Es hat freie Auswahl unter den Tieren, die unter ihm in der Nahrungskette stehen. Es entscheidet aber, ohne vorab die noch verdeckten Karten zu kennen. Wer gefressen wird, scheidet aus. Zumindest für diese Jagd.
In diesem linearen „Stein, Schere, Papier“ werden maximal drei Runden gespielt. Verwendete Karten stehen erst einmal nicht mehr zur Verfügung. Wer früh seinen Bären rauslässt, kann in den folgenden Runde eben nicht mehr am Beginn der Nahrungskette stehen. Karte also behalten? Oder rausballern? Jetzt tritt der „Ich denke, dass du denkst, dass ich denke“-Effekt ein. Bluffen gehört natürlich auch dazu. Mein Ziel ist es, als Einziger im Spiel zu bleiben. Dann gibt es zwei Futterchips. Fünf davon braucht es für den Gesamtsieg.
Nun stellt sich womöglich die Frage: Warum sollte ich überhaupt kleine Tiere auswählen? Nun, überstehen mehrere Spieler die drei Runden, dann entscheiden die Punkte auf den ausgespielten Karten über den Jagderfolg. Mäuse etwa sind fünf Zähler wert, Bären nur einen. Wer die höchste Summe hat, futtert zwei Chips; alle anderen Überlebenden einen. Dann startet auch schon die nächste Jagd. Alle sind wieder dabei.
Und damit eröffnet sich die Frage für die nächste Schnitzeljagd: Neue Taktik? Alte Taktik wiederholen? Was machen die anderen? Schnelle Entscheidungen, aufs Bauchgefühl hören, schnelles Abhandeln. Emotionen freisetzen.
Was Schnitzeljagd mit mir macht
Ich ärgere mich, weil mein Bär schon wieder nicht allein bleibt. Ich hoffe, dass der Wolf sich für die falsche Beute entscheidet. Ich jubele, weil der Luchs alle Eulen frisst, aber nicht meine Maus. Ich fluche, weil es mich schon wieder erwischt hat. „Schnitzeljagd“ ist Spaß im Schnelldurchlauf – allerdings nur, wenn mindestens drei Personen mitspielen. Besser zu viert oder zu fünft. Zu zweit floppt das Spiel indes; dann ist es schlichtweg langweilig.
Auch in größeren Runden ließe sich kritisch anmerken, dass die Wahl der Karte mitunter egal ist. Aber „Schnitzeljagd“ lebt von den Momenten, vor den Entscheidungen. Wenn ich in den Augen meiner Mitspieler lese. Wenn ich versuche, sie mit Sprüchen zu verunsichern. Kleine Frotzeleien tragen zum Vergnügen bei. Zudem verdient „Schnitzeljagd“ Aufmerksamkeit wegen seiner ausgefallenen grafischen Darstellung. Die krassen Neonfarben fallen einfach auf. Muss nicht jeder mögen. Ich mag’s. Und das gilt generell für den Sonderweg, den die Edition Spielwiese bei Illustrationen immer mal wieder geht.
Schnitzeljagd
- Edition Spielwiese/Pegasus Spiele
- Brett J. Gilbert und Matthew Dunstan
- 2 bis 5 Personen
- ab 8 Jahren
- 15 bis 20 Minuten
- Jahrgang 2023
- Spielanleitung
Meine Einschätzung: ★★★☆☆ (gut)
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