„Nova Luna“ folgt einer klaren Struktur, überzeugt zudem mit einer einladenden wie eindeutigen Grafik. Und doch komme ich mir manchmal vor wie in einer dunklen Neumondnacht. Quasi blind. Weil ich wieder einmal erst verspätet erkenne, dass ich schon mehr Aufgaben erfüllt habe als durch kleine Holzscheiben meiner Farbe abgedeckt sind. Das ist nicht schlimm, dann lege ich die Scheibe eben etwas verspätet auf das Aufgabenfeld. Wichtig ist nur, nicht zum Ende einer Partie hin zu träumen. Denn als Schlafwandler gewinnt man dieses Plättchen-Puzzle von Uwe Rosenberg und Corné van Moorsel ganz sicher nicht. Sieger wird nämlich, wer als Erster eine geforderte Zahl an Aufgaben mit seiner Auslage erfüllt.
Bis zu drei Aufgaben werden auf einem Plättchen gestellt; sie geben jeweils vor, welche Farben benachbarte Plättchen oder Plättchenketten haben sollen. Die Herausforderung liegt darin, solche Plättchen zu ergattern und nebeneinander zu platzieren, die sich gegenseitig helfen. Wenn die Aufgabe auf einem blauen Plättchen etwa rote Nachbarplättchen verlangt, wäre es klug, ein rotes Plättchen daneben zu legen, das seinerseits bei einer Aufgabe auch ein blaues Plättchen erfordert. Das ist wie bei der Wechselwirkung zwischen Mond und Erde. Bei Körpern nennt man das Gravitation, in diesem Plättchensystem Effektivität.
Welch Eleganz!
Freilich reicht es nur in den wenigsten Fällen, lediglich ein einziges passendes Plättchen angrenzend zu legen. Bis zu vier können pro Aufgabe nötig sein. Immerhin gelten alle Plättchen als benachbart, die zu einer zusammenhängen Gruppe von Plättchen gleicher Farbe zählen. So kann etwa auch eine Aufgabe, die viermal Rot verlangt, erfüllt werden, obwohl nur ein rotes Plättchen direkt angrenzt. Diese Regel stellt sicherlich die größte Hürde für Neulinge dar, macht zugleich aber auch die Eleganz des Werkes aus. Obwohl das Mondthema in diesem rein abstrakten Spiel völlig aufgesetzt wirkt, spiegelt der Name „Nova Luna“ dennoch die mechanische Schönheit wider.
Sinnig ist auch der Reihenfolge-Mechanismus. Die Kosten für ein Plättchen sind abhängig von Zahl und Schwierigkeit der abgebildeten Aufgaben. Lukrative Plättchen treiben den eigenen Marker auf der Monduhr weit nach vorn, schwache Plättchen kosten nur wenig Zeit. Und am Zug ist immer derjenige, dessen Marker am weitesten hinten steht. Wer billig einkauft, ist häufiger dran als derjenige, der viel bezahlt. Und was ist nun klug? Das hängt von der Auswahl ab. Eine kreisende Mondfigur gibt vor, welche drei Plättchen jeweils zur Verfügung stehen. Gleichwohl unterbindet dieser Mechanismus die Möglichkeit, seine Züge zu planen. Stets muss man abwarten, wohin die Mitspieler den Mond hin rotieren. Die eigene Bedenkzeit wird zur Wartezeit für alle anderen. Zu zweit ist das kein Problem. Aber in Runden mit drei oder vier Spielern kann sich das mitunter anfühlen wie eine schlaflose Vollmondnacht.
Nova Luna
- Edition Spielwiese/Pegasus Spiele
- Uwe Rosenberg und Corné van Moorsel
- 1 bis 4 Spieler
- ab 8 Jahren
- 30 Minuten
- Jahrgang 2019
Meine Einschätzung: ★★★☆☆ (gut)
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