Mysteriöse Geschichten, eine Geiselnahme und ein alter Mordfall – Spiele für Rätselfans und Hobby-Detektive liegen im Trend. Manche Fälle sind gut, andere weniger. Vier Kurzeinschätzungen.
Exit – Das Spiel: Das dunkle Schloss
Was muss ich wie lösen? Gaston ist verschwunden. Der Mann, der im Dorf immer Schauergeschichten erzählt hat und nun selbst einer auf den Grund gehen wollte. Wir haben einen Verdacht und machen uns auf den Weg zum dunklen Schloss – und starten damit in einen neuen Exit-Fall für Einsteiger. Zehn Rätsel und vier Puzzles müssen gelöst werden. Wie üblich bei den Spielen der herausragenden Exit-Reihe nutzen wir das beiliegende Material, um die wieder einmal kreativen Aufgaben anzugehen. Mittels der Decodierscheibe prüfen wir, ob wir richtig liegen. Gaston, wo bist du?
Wie gut ist der Fall? Die „normalen“ Exit-Fälle kommen ohne Puzzle daher. In diesem Titel sorgen die vier Puzzles à 88 Teile nicht nur für willkommenen Mittendrin-Spaß, sondern tragen mit ihren Motiven erheblich zur atmosphärischen Umsetzung der Geschichte um das dunkle Schloss bei. Selbstredend sind die Puzzles Bestandteile der Rätsel. Die Exit-Autoren Inka und Markus Brand legen mit „Das dunkle Schloss“ erneut ein tolles Gesamtpaket vor.
Exit – Das Spiel: Das dunkle Schloss
- Kosmos
- Inka und Markus Brand
- 1 bis 4 Spieler
- ab 10 Jahren
- 90 bis 180 Minuten
- Jahrgang 2021
Meine Einschätzung: ★★★★☆ (stark)
Adventure Games: Die Akte Gloom City
Was muss ich wie lösen? Diese Einladung wollten wir nicht haben. Als suspendierte Polizisten sollen wir in die ehemalige Heilanstalt St. Mary kommen, um das Leben drei entführter Personen zu retten. Warum hat uns der Täter ausgewählt? Wir treten ein in die Eingangshalle und wissen schnell, dass wir in einer düsteren und gruseligen Geschichte gelandet sind. Wie in anderen Fällen der Reihe „Adventure Games“ auch, untersuchen wir Orte, indem wir mit unseren Figuren zu den nummerierten Plätzen ziehen und die entsprechende Textstelle lesen. Das treibt die Story voran, gibt uns Hinweise, führt uns in Sackgassen, lässt uns schmerzhafte Momente erleben und vor allem neue Orte und Gegenstände entdecken. Ein analoges Point&Click-Abenteuer. Durch das Kombinieren von Gegenständen und den Gebrauch dieser Gegenstände an bestimmten Orten lösen wir Rätsel und kommen der unheilvollen Geschichte immer besser auf die Spur. Schnell genug, um die Geiseln zu befreien?
Wie gut ist der Fall? Die Story steht im Vordergrund. Einen Großteil der mehrstündigen Spielzeit (drei Kapitel à 90 Minuten) nimmt das Lesen oder – dank guter App-Unterstützung – das Zuhören ein. Mitunter langweilt es, wenn eine Szenerie mal wieder zu ausschweifend beschrieben wird. Die Lösungen für die Rätsel sowie Komibnationsmöglichkeiten der Gegenstände sind oft naheliegend. Obwohl es besser wäre, nicht wirklich jeden Ort zu untersuchen (fühlt sich wie Abarbeiten an), siegt am Ende immer die Neugier – mit durchaus negativen Folgen für die Schlusswertung. Aber die Beurteilung unserer Leistung am Ende ist auch eher zweitrangig. Die nötige Ausdauer aufgebracht zu haben, ist auch schon ein Erfolg.
Adventure Games: Die Akte Gloom City
- Kosmos
- Phil Walker-Harding, Matthew Dunstan, Hauke Gerdes und Kayleigh Anderson
- 1 bis 4 Spieler
- ab 16 Jahren
- 3 mal 90 Minuten
- Jahrgang 2021
Meine Einschätzung: ★★☆☆☆ (ordentlich)
Cold Case: Eine mörderische Geschichte
Was muss ich wie lösen? Wer hat den Reporter Andy Bailey getötet? Seit mehr als 30 Jahren ist der Fall ungelöst. Wir wühlen uns durch die alten Akten, um den Mörder zu finden. Wir lesen die umfangreichen Protokolle damaliger Vernehmungen, gehen noch einmal die Laborberichte durch, analysieren Fotos und Prospekte, prüfen anonyme Schreiben. Was haben die Ermittler damals übersehen, was wir nun entdecken? Welche Verdächtigen haben ein Alibi? Wer hatte ein Motiv? Dieser Cold Case simuliert polizeiliche Ermittlungsarbeit und verlangt eine aufmerksame und konzentrierte Durchsicht der Unterlagen. Am Ende müssen vier Fragen zum Fall beantwortet werden. Die Lösungen werden online geprüft.
Wie gut ist der Fall? Politik, Beruf, Familie – die Akten beleuchten das komplette Umfeld des Opfers. Und bieten Stoff für mehrere Ideen, wer warum Andy Bailey das Leben nahm. Doch letztlich kristallisiert sich die Lösung recht klar heraus, sodass am Ende das größte Rätsel ist: Warum wird dieser Fall als Cold Case präsentiert? Denn der Ablauf ist nicht allzu schwer zu rekonstruieren, sodass das auch schon die Polizei hätte aufklären können. Wohl müssen. Wahrscheinlich hatte niemand Lust, die allzu langen Protokolle zu lesen. Verständlich, denn Spaß macht das nicht.
Cold Case: Eine mörderische Geschichte
- Thinkfun
- Jim Symonds und Adam Symonds
- 1 bis 4 Spieler
- ab 14 Jahren
- Jahrgang 2021
Meine Einschätzung: ★☆☆☆☆ (mäßig)
Echoes: Das Audio-Mystery-Spiel
Was muss ich wie lösen? In der neuen Reihe Echoes geht es darum, mysteriöse Geschichten zu rekonstruieren – indem wir Audio-Fragmente in die richtige Reihenfolge bringen. Dazu brauchen wir unbedingt ein Smartphone. Scannen wir mittels echoes-App eines der 24 Kartenmotive, die es pro Fall gibt, wird uns die zugehörige Sequenz vorgespielt. Geräusche, Stimmen, Gesprächsauszüge. Echos aus der Vergangenheit. Wir scannen, hören zu, scannen, hören zu – und fangen an, eine Vorstellung vom Ablauf der Geschichte zu bekommen. Erst ordnen wir jeweils vier Audios zu Kapiteln (und erhalten jeweils als Belohnung Zusatzinformationen), am Ende die ganze Story. Ob wir richtig liegen, sagt uns die gut funktionierende App.
Wie gut ist der Fall? Eine Person bedient das Smartphone, alle anderen hören zu. Das wirkt anfangs komisch, weil die meisten zunächst nur passiv dabei sind. Doch die echoes-Fälle ziehen die Mitspielenden dann auf eine ganz neue Art und Weise in ihren Bann. Wir lernen, dass es nicht nur auf die vordergründigen Gespräche ankommt, sondern auch auf die Geräusche, auf die Hintergrundmusik, auf Details. Eine Erfahrung, die in Gesellschaftsspielen in dieser Form wohl neu ist. Zumal wir uns ganz auf die Story einlassen können, da es weder einen Zeitdruck noch ein Bewertungssystem gibt. Echoes ist wie ein Puzzle – nur mit Audiofragmenten statt mit Teilen. Und worum geht es thematisch? In „Die Tänzerin“ klären wir, warum in einem schottischen Landhaus der Geist eines Mädchens spukt. Eine äußerst tragische Geschichte, die Betroffenheit auslöst und deshalb sicher die nachhaltigste Wirkung erzielt. In „Der Cocktail“ heißt die Frage: Wer ist in der New Yorker Unterwelt der „Grausame Steve“? Und in „Der Mikrochip“ wird erzählt, warum in einer fernen Zukunft unsere Zivilisation zerfällt.
Echoes: Das Audio-Mystery-Spiel
- Ravensburger
- Dave Neale und Matthew Dunstan
- 1 bis 6 Spieler
- ab 14 Jahren
- 60 Minuten
- Jahrgang 2021
Fall 1: Die Tänzerin – Meine Einschätzung: ★★★☆☆ (gut)
Fall 2: Der Cocktail – Meine Einschätzung: ★★★☆☆ (gut)
Fall 3: Der Mikrochip – Meine Einschätzung: ★★☆☆☆ (ordentlich)
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