Der Erfolg des ersten „Azul“ lässt sich schnell erklären: Das Spiel des Jahres 2018 von Michael Kiesling besticht vornehmlich durch einen so einfachen wie cleveren Auswahlmechanismus. Dieser gibt vor, wie die Spieler an Fliesensteine gelangen können, um ein Mosaik zu gestalten. Weil auch das Material schön ist, überzeugt das Legespiel schlichtweg durch Eleganz. Kann man das noch besser machen?
Erst schien es, als müsse die Antwort ein klares Nein sein. Das zweite „Azul“ mit dem sperrigen Untertitel „Die Buntglasfenster von Sintra“ fällt jedenfalls deutlich ab. Es ist kein Reinfall, aber es macht das Spiel nur komplizierter, eben nicht besser. Eine Ergänzung, mehr nicht.
Typisch – und doch wesentlich anders
Und nun „Azul – Der Sommerpavillon“. Auch hier werden Fliesen gesammelt, um daraus ein Mosaik zu gestalten. Dieses Mal eines, das aus sieben Sternen mit jeweils sechs rautenförmigen Kacheln bestückt werden soll. Dabei folgt das Spiel im Prinzip der typischen „Azul“-Charakteristik – und doch ist es wesentlich anders.
Während beim ersten „Azul“ kleine Spielfehler mitunter mit einem Haufen Minuspunkten bestraft werden, zeigt sich die Neuheit milder gestimmt. Das fühlt sich gut an und liegt daran, dass die Fliesensteine nicht sofort zu platzieren sind, sondern zunächst gesammelt werden, ehe sie am Ende eine Runde in den eigenen Pavillon gekachelt werden. Das lässt Raum für taktische Ausweichmanöver, wenn der ursprüngliche Plan nicht aufgeht. Steine in einer wechselnden Jokerfarbe und die Möglichkeit, bis zu vier Steine in die nächste Runde mitzunehmen, verstärken diesen Effekt.
Praktische Joker
Durch die zwei letztgenannten Neuerungen wachsen aber zugleich auch die taktischen Möglichkeiten. Wer vorausschaut, sichert sich frühzeitig die Steine in der Farbe, die in der folgenden Runde als Joker fungieren, und erhöht damit seine Flexibilität. Wann welche Farbe in den sechs Runden zur Jokerfarbe wird, ist von Beginn an festgelegt. Wieso aber helfen Joker? Für jedes Feld im Mosaik ist vorgegeben, wie viele Fliesen einer Farbe benötigt werden, um eine dieser Kacheln dort zu platzieren; der Rest wird abgeworfen. Und Jokersteine können für beliebige Farben eingesetzt werden. Praktisch.
Säulen, Statuen und Fenster
Beim Platzieren von Fliesen im Sternenmuster ist es dann wichtig, kompakt zu bauen. Je mehr Rautensteine benachbart sind, desto mehr Punkte gibt. Zudem zählen am Ende vervollständigte Sterne. Andererseits werden auch Spieler belohnt, die am Ende alle Felder mit bestimmten Ziffern belegt haben. Und dann ist auch noch wichtig, Felder mit Säulen, Statuen und Fenstern einzurahmen. Gelingt das, gibt es sofort lukrative Bonussteine, die direkt ins Mosaik gelegt werden dürfen. Eine Neuerung, die dem „Azul“-Spielprinzip ebenfalls guttut. Und insgesamt ist dieses dritte „Azul“ dem ersten absolut ebenbürtig.
Azul – Der Sommerpavillon
- Next Move/Plan B Games
- Michael Kiesling
- 2 bis 4 Spieler
- ab 8 Jahren
- 30 bis 45 Minuten
- Jahrgang 2019
Meine Einschätzung: ★★★★★☆ = stark
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